
Todfall (Fall)
Autor: Heinz Dopsch | Stand: 31.12.2011
Der seit dem Hochmittelalter nachweisbare Todfall (lateinisch mortuarium) war eine fast im ganzen römisch-deutschen Reich übliche Abgabe im Rahmen der Leibeigenschaft. Beim Tod eines bäuerlichen Eigenmanns hatte der Leibherr das Recht, als Ersatz für dessen Arbeitskraft das wertvollste Stück aus dem Nachlass an sich zu nehmen, meist in Form des Besthaupts, also des besten Stücks Grossvieh, des Bestbetts oder des Bestgewands, vielfach entschärft zum zweitbesten Stück. Später galt der Todfall als eine Art Erbschaftssteuer.
In der Herrschaft Schellenberg ist der Todfall noch 1513 belegt. Infolge des deutschen Bauernkriegs, zu dessen Schlüsselforderungen die Abschaffung des Todfalls gehörte, kam es 1525/26 in Vaduz-Schellenberg zur Aufhebung der «leibaygenschafft fel» (Todfall). Die liechtensteinischen Urbare kannten den Todfall nicht mehr; in der Schweiz überdauerte er z.T. noch bis zum Ende des 18. Jahrhunderts, in Österreich bis 1848.
Quellen
- Albert Schädler: Regesten zu meiner Sammlung liechtensteinischer Urkunden (1395–1859), in: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein, Bd. 7 (1907), S. 112.
Literatur
- Fabian Frommelt: «... darauf hab ich ylenz ain Gemaindt jn der herrschafft Schellennberg zusamenn beruefft ...». Zu den Gerichtsgemeinden Vaduz und Schellenberg 1350–1550, unpublizierte Lizentiatsarbeit Universität Zürich, Triesen 2000, S. 132, 134, 143.
- Knut Schulz: Besthaupt, in: Lexikon des Mittelalters, Bd. 1 (1980), Sp. 2071f.
- Otto Seger: Die Leibeigenschaft und ihre Aufhebung, in: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein, Bd. 65 (1965), S. 143–152, hier 147.
Zitierweise
<<Autor>>, «Todfall (Fall)», Stand: 31.12.2011, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein online (eHLFL), URL: <<URL>>, abgerufen am 10.2.2025.