Tschütscher, Klaus

Autor: Redaktion | Stand: 9.5.2023

Regierungschef. *8.7.1967 Spital Grabs (SG), von Ruggell, wohnhaft in Ruggell. Sohn des technischen Angestellten Werner und der Maria, geb. Matt, drei Geschwister. ⚭ 1) 1.6.1994 Jeanette Eggenberger (*25.1.1963), zwei Kinder, 2) 11.7.2012 Arzu Alanyurt (*16.10.1978), zwei Kinder.

1979–1987 Liechtensteinisches Gymnasium in Vaduz, 1987–1993 Studium der Rechtswissenschaften in St. Gallen, 1996 Dr. iur., 2002–2004 Nachdiplomstudium des Internationalen Wirtschaftsrechts in Zürich (LL.M). 1995–2005 Leiter des Rechtsdiensts der liechtensteinischen Steuerverwaltung, ab 1996 Amtsleiter-Stellvertreter. Als Mitglied liechtensteinischer Delegationen 1999–2005 beteiligt an den Verhandlungen über ein Rechtshilfeabkommen mit den USA, die OECD-Initiative «Harmful Tax Practices» und ein Zinsbesteuerungsabkommen mit der EU. 1998–2005 nebenamtlicher Dozent an der Hochschule Liechtenstein.

2005–2013 Mitglied der liechtensteinischen Regierung (VU): bis 2009 als Regierungschef-Stellvertreter mit den Ressorts Wirtschaft, Justiz und Sport, 2009–2013 als Regierungschef mit den Ressorts Präsidium, Finanzen, Familie und Chancengleichheit. 2005–2008 Vertreter Liechtensteins im Gouverneursrat der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBWE) in London. 2005–2013 Mitglied des VU-Präsidiums.

Tschütschers Amtszeit als Regierungschef war geprägt von den Nachwirkungen der Zumwinkel-Affäre (2008) und der dadurch ausgelösten Reform des liechtensteinischen Finanzplatzes in Sinne einer «Weissgeldstrategie» (Finanzdienstleistungen). Weiter fielen in seine Amtszeit unter anderem der Erlass eines neuen Steuergesetzes (2010) und eines Gesetzes über die eingetragene Partnerschaft gleichgeschlechtlicher Paare (2011), der Beitritt zum Schengen-Raum (2011) sowie eine Regierungs- und Verwaltungsreform (2012). 2009 beschloss die Regierung Tschütscher ein auf fünf Jahre angelegtes Sparprogramm zur Beseitigung des strukturellen Defizits im Staatshaushalt.

Nach seinem Ausscheiden aus der Regierung gründete Tschütscher 2014 die Beratungsfirma Tschütscher Networks & Expertise AG in Ruggell. Auch übernahm er diverse Verwaltungsratsmandate, unter anderem bei der Swiss Life Holding AG (seit 2013), der Büchel Holding AG in Ruggell (seit 2014), der Grand Resort Bad Ragaz AG (seit 2014), der DMG Mori Schweiz AG (seit 2015) und der responsAbility Investments AG (seit 2017). Seit 2016 ist Tschütscher Vorstandsmitglied und seit 2019 Vize-Präsident des Vorstands von UNICEF Schweiz und Liechtenstein. Ausserdem gehörte er ab 2018 dem Universitätsrat der Universität Liechtenstein an, den er von 2019 bis zu seinem Rücktritt 2023 auch präsidierte. Die 2014 angetretene Funktion als Honorarkonsul der Russischen Föderation in Liechtenstein legte Tschütscher am 24.2.2022, dem Tag des russischen Angriffs auf die Ukraine, nieder.

Ehrungen (Auswahl): 2004 Ehrenmitglied des FC Ruggell; 2011 Grosses Goldenes Ehrenzeichen am Bande für Verdienste um die Republik Österreich; 2013 Fürstlicher Rat.

Archive

  • Archiv des Historischen Lexikons des Fürstentums Liechtenstein online (AeHLFL).

Quellen

  • Landtag, Regierung und Gerichte. Bericht des Landtages, Rechenschaftsbericht der Regierung an den Hohen Landtag, Berichte der Gerichte, Landesrechnung, 2005–2013, hg. von der Regierung des Fürstentums Liechtenstein, Vaduz 2006–2014.

Literatur

  • David Beattie: Liechtenstein. Geschichte & Gegenwart, Triesen 22015, S. 431–444.

Zitierweise

<<Autor>>, «Tschütscher, Klaus», Stand: 12.6.2022, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein online (eHLFL), URL: <<URL>>, abgerufen am 10.2.2025.

Normdaten

GND: 172984327

Medien

Treffen von Regierungschef Klaus Tschütscher (links) und Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble anlässlich eines Arbeitsbesuchs am 28.9.2010 in Berlin (Information und Kommunikation der Regierung).