Unruhen 1831/32

Autor: Rupert Quaderer | Stand: 31.12.2011

Die Ausläufer der europäischen Revolutionen von 1830 erfassten Liechtenstein mit etwas Verspätung. Auslöser der Unruhen 1831/32 war die Einberufung des Militärs im März 1831. Die Gemeinden verweigerten die Rekrutenstellung. Die im April einer eigens angereisten fürstlichen Kommission durch Gemeindedeputierte vorgebrachten Forderungen betrafen auch wirtschaftliche und politische Bereiche wie die Richterwahlen in den Gemeinden, die Kompetenzen des Landtags, die Senkung der Zölle oder die Aufhebung des Weggelds und der Freizügigkeit. Auch wurde die Versetzung des Amtspersonals verlangt, einschliesslich des Landvogts Peter Pokorny. Die einzige tätliche Handlung war die Vertreibung von Pfarrer Peter Konzett von Bendern.

Da aus Wien keine Reaktion erfolgte, wiederholten die Untertanen ihre Anliegen im Juli in einem auch Drohungen enthaltenden Schreiben. Fürst Johann I. wies diese «verwegene Einmischung» kategorisch ab und drohte mit dem Einmarsch österreichischen Militärs. Nach vorübergehender Beruhigung kam es im Januar 1832 aus Anlass der Richterwahl in Schaan erneut zu Widersetzlichkeiten. Johann I. reagierte im Februar 1832 trotz alarmierender Meldungen des Landvogts über Auflehnung und Aufwiegelung mit einer scharfen Verordnung, stellte jedes Vergehen gegen die Gesetze unter schwere Strafe und drohte wiederum mit militärischer Einquartierung. Mit dem Erlass des Untertanspatents vom 29.8.1832 fand die Episode ihren Abschluss, ohne dass Forderungen der Untertanen erfüllt worden wären. Die Erfolglosigkeit der Unruhen 1831/32 hing u.a. mit der Uneinigkeit in der Bevölkerung zusammen, die durch die Anführer wie Franz Josef Schlegel (Triesenberg) und Johann Ferdinand Walser (Schaan) nicht überwunden werden konnte.

Literatur

Zitierweise

<<Autor>>, «Unruhen 1831/32», Stand: 31.12.2011, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein online (eHLFL), URL: <<URL>>, abgerufen am 6.2.2025.