
Valorsch (Alp)
Autor: Alois Ospelt | Stand: 31.12.2011
Gebiet am Schönberg mit den drei Alpen Vorder- und Mittlervalorsch (Schaan) sowie Hintervalorsch (Vaduz). Name Valorsch von rätoromanisch val uors (Bärental).
Das 1618 erstmals erwähnte Valorsch («valors») war ursprünglich landesherrlicher Besitz. Darauf weist u.a. das Holzschlagrecht der Landesherrschaft hin, das diese dort bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts innehatte und auch ausübte. Der Übergang der Valorschalpen in genossenschaftlichen Besitz ist urkundlich nicht nachgewiesen. Sie bildeten zusammen mit Guschg, Gritsch, Malbun, Bärgi und Grossstäg ein zusammenhängendes Territorium, das wohl bereits im 14. Jahrhundert zum Kirchspiel Schaan-Vaduz gehörte. Diese Alpen wurden spätestens im 15. Jahrhundert zwischen den einzelnen Dorfschaften des Kirchspiels, den Dorfteilen St. Petersgasse (Guschger Alpgenossen) und St. Lorenzgasse (Gritscher Alpgenossen) in Schaan sowie den Vaduzer Alpgenossen zur Nutzung aufgeteilt. 1643 beschloss eine wegen eines Streits zwischen Vaduz und Schaan über die Nutzung von Valorsch einberufene Versammlung der Bewohner der beiden Dörfer, die Grenzen des hinteren Valorschs festzulegen und dieses Vaduz zu übereignen. Die Alpen im Valorsch dienten der Jungviehweide und werden im Grundbuch 1809 als «Galtalpen» bezeichnet. Das Holz aus den Wäldern im Valorsch wurde neben alpwirtschaftlichen Zwecken für das Bergwerk Valorsch und die Köhlerei genutzt oder durch das Saminatal nach Frastanz (Vorarlberg) geflösst und verkauft. Die Ablösungssumme für das Holzschlagrecht der Landesherrschaft in den Alpwäldern wurde 1843 für Vorder- und Mittlervalorsch auf 1600 Gulden, für Hintervalorsch auf 600 Gulden festgelegt. 1877 erfolgte der Bau einer Strasse vom Steg bis Hintervalorsch.
Vordervalorsch liegt am rechten Hang des Saminatals und erstreckt sich vom Saminabach bis zum Grat zwischen dem Schönberg und den Drei Kapuzinern (1086– 2100 m ü.M., Alpgebäude und Stall auf 1371 m ü.M.). Die Alp grenzt südlich an Grossstäg und Bärgi (Triesenberg), nördlich an Mittlervalorsch und ist Eigentum der Alpgenossenschaft Guschg. Flächenverteilung: 135,5 ha, davon 1900 70,7 ha Weide, 48,8 ha Wald, und 16,1 ha unproduktiv; 1984 37 ha Weide, davon 28 ha produktive Fläche. Die Alp wurde 1869 und 1900 jeweils mit 75 Stück Galtvieh bestossen. Seit 1997 ist die Bestossungszahl behördlich auf 30 Grossvieheinheiten festgelegt. Ursprünglich wurde ausschliesslich Vieh von Guschger Alpgenossen aufgetrieben. In der jüngeren Vergangenheit wurde die Alp zunächst über eine Reihe von Jahren verpachtet und dann zusammen mit Mittlervalorsch von den Alpgenossenschaften Guschg und Gritsch gemeinsam bewirtschaftet.
Mittlervalorsch liegt je hälftig im Samina- und im Valorschtal und erstreckt sich vom Saminabach bzw. vom Valorschbach bis zum Hochegg (989–1800 m ü.M., Alpgebäude auf 1380 [under Hötta] bzw. 1579 m ü.M. [ober Hötta]). Mittlervalorsch grenzt südlich an Vordervalorsch, östlich an Hintervalorsch. Eigentum der Alpgenossenschaft Gritsch. Flächenverteilung: 175 ha, davon 1900 83,7 ha Weide, 60,4 ha Wald und 27 ha unproduktiv; 1984 44 ha Weide, 9,8 ha bestockte Weide, 104,9 ha Wald und 16,3 ha vegetationslose Fläche. Die Alp wurde 1869 mit 130 und 1900 mit 105 Stück Galtvieh bestossen. Seit 1997 beträgt die max. Bestossungszahl 40 Grossvieheinheiten.
Hintervalorsch liegt im hinteren Valorschtal am Nordhang des Schönbergs (1370–2104 m ü.M., Alpgebäude und Stall auf 1456 m ü.M.). Nordwestlich angrenzend an Mittlervalorsch, östlich an das Güschgle (Balzers), südlich an Guschg (Schaan). Eigentum der Alpgenossenschaft Vaduz. Flächenverteilung 106,8 ha, davon 1900 83,5 ha Weide und bestockte Weide, 19,3 ha unproduktiv; 1982 33,4 ha Weide, 6,7 ha bestockte Weide und 41 ha Wald. Die Alp wurde 1869 mit 126, 1900 mit 82 Stück Galtvieh bestossen. Seit 1997 beträgt die max. Bestossungszahl 40 . Hintervalorsch wird von der Alpgenossenschaft Vaduz bewirtschaftet, das Vieh gehört Landwirten aus Liechtenstein und der benachbarten Schweiz. Ab 1967 nahm der Landwirtschaftsbetrieb der Gemeinde Vaduz (Riethof) die Alp für einige Jahre in Pacht.
Literatur
- 500 Jahre Alpgenossenschaften Schaan. Festschrift zur Alpteilung von Gritsch und Guschg 1503, Redaktion: Herber Hilbe, Eva Pepić, Schaan 2003.
- Hans Stricker, Toni Banzer, Herbert Hilbe: Liechtensteiner Namenbuch, Teil I: Die Orts- und Flurnamen des Fürstentums Liechtenstein, Bd. 2: Die Namen der Gemeinden Triesenberg, Vaduz, Schaan, Vaduz 1999 (FLNB I/2), S. 436, 701.
- Alois Ospelt: 200 Jahre Gemeindegrenzen Schaan–Vaduz–Planken. Die Rechte am Boden, Fragen des Eigentums, des Besitzes und der Nutzung im Kirchspiel Schaan, in: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein, Bd. 98 (1999), S. 1–39.
- Alois Ospelt: Wirtschaftsgeschichte des Fürstentums Liechtenstein im 19. Jahrhundert. Anhang, in: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein, Bd. 72 (1972)/Supplementband, S. 170–173.
- Alois Ospelt: Wirtschaftsgeschichte des Fürstentums Liechtenstein im 19. Jahrhundert. Von den napoleonischen Kriegen bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges, in: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein, Bd. 72 (1972), S. 5–423, hier S. 195–197, 217f.
- Alexander Frick: Von der Klus im Hintervalorsch, in: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein, Bd. 51 (1951), S. 260–262.
- Hippolyt Ludwig von Klenze: Die Alpwirthschaft im Fürstenthume Liechtenstein, ihre Anfänge, Entwicklung und gegenwärtiger Zustand. Eine Skizze landwirthschaftlichen Musterbetriebes, Stuttgard 1879, S. 11, 25f., 43, 46, 48, 102, 107.
Externe Links
- Geodatenportal, Liechtensteinische Landesverwaltung, Amt für Tiefbau und Geoinformation.
- Liechtensteiner Namenbuch online.
Zitierweise
<<Autor>>, «Valorsch (Alp)», Stand: 31.12.2011, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein online (eHLFL), URL: <<URL>>, abgerufen am 16.2.2025.