
Vereinigte Staaten von Amerika
Autor: Pio Schurti | Stand: 31.12.2011
Staat in Nordamerika, auch auf Deutsch meist mit USA (United States of America) abgekürzt. Mit rund 314 Mio. Einwohnern (2011) und 9 631 418 km2 Fläche nach Bevölkerung und Ausdehnung drittgrösstes Land der Erde. Die USA entstanden als Folge der europäischen Expansion und aus den sich ab 1607 bildenden 13 britischen Kolonien, die sich 1776 für unabhängig erklärten. Im 19. und 20. Jahrhundert stiegen sie zur Weltmacht auf. Die USA sind die wirtschaftlich führende Nation und seit dem Zerfall der Sowjetunion 1991 die einzige verbliebene Supermacht.
Die bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts bedeutende liechtensteinische Auswanderung in die USA begann 1832 mit Josef Batliner aus Schellenberg (1798–1857). Insgesamt emigrierten bis zum Zweiten Weltkrieg knapp 1200 Liechtensteiner in die USA, hauptsächlich über die Häfen New Orleans (bis in die 1850er Jahre) und New York (v.a. ab den 1880er Jahren). Sie siedelten meist unter deutschsprachigen «Landsmännern».
Erste wirtschaftliche Beziehungen Liechtensteins zu den USA entstanden wohl in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts über die Textilindustrie (Baumwollimporte). Nach dem Zweiten Weltkrieg expandierte die liechtensteinische Industrie (u.a. Hilti AG, Ivoclar-Vivadent) in die USA, welche für sie neben Deutschland den bedeutendsten einzelstaatlichen Handelspartner bilden. Der Wert der Direktexporte der LIHK-Mitglieder in die USA (2004: 531,2 Mio. Fr.) beträgt etwa das Zehnfache der Direktimporte nach Liechtenstein (2004: 51,9 Mio. Fr.). 2005 betrieben sechs Mitglieder der LIHK in den USA zehn Produktionsstätten mit 3844 Arbeitsplätzen. In Liechtenstein arbeiteten 2005 38 US-Bürger (davon 19 im Land wohnhaft). Die liechtensteinische Industrie (Balzers AG) leistete einen Beitrag zur ersten bemannten Mondlandung (1969). 1970 und 1973 schenkte der amerikanische Präsident Richard Nixon dem Land Liechtenstein Mondgestein, das sich heute im Liechtensteinischen Landesmuseum befindet. In den letzten Jahren lud die LIHK wiederholt US-Kongressabgeordnete nach Liechtenstein ein.
Im Ersten Weltkrieg wurden die Auslandsliechtensteiner u.a. von den USA vertreten. Ab 1919 vertrat die Schweiz Liechtenstein in seinen diplomatischen Beziehungen mit den USA. 1936 schlossen Liechtenstein und die USA einen Auslieferungsvertrag. Im Zweiten Weltkrieg wurden einzelne Liechtensteiner in den USA interniert. 1972 kam es zwischen der liechtensteinischen und der amerikanischen Botschaft in Bern zu einem Notenwechsel über die gegenseitige Auszahlung von Sozialversicherungsrenten. 1990 errichtete Liechtenstein eine ständige Vertretung bei den Vereinten Nationen (UNO) in New York. Seit 1997 wird der US-Botschafter in der Schweiz auch in Liechtenstein akkreditiert. Seit der Errichtung einer nichtresidierenden diplomatischen Vertretung Liechtensteins 2000 in Washington intensivieren sich die diplomatischen Beziehungen. 2002 wurde eine residierende Botschafterin in Washington bestellt und ein Rechtshilfeabkommen mit den USA abgeschlossen. 2007 ernannte Liechtenstein je einen Honorarkonsul in den Bundesstaaten Georgia und Kalifornien. Das US-Repräsentantenhaus verabschiedete 2007 eine Resolution zur Würdigung der 200-jährigen liechtensteinischen Souveränität und der guten bilateralen Beziehungen mit Liechtenstein. 2007 wurde zudem der «Congressional Friends of Liechtenstein Caucus» innerhalb des Repräsentantenhauses gegründet. 2008 unterzeichneten die USA und Liechtenstein ein Abkommen über den Informationsaustausch in Steuerfragen (TIEA, in Kraft ab 1.1.2010).
Der US-amerikanische Schriftsteller James Fenimore Cooper (–1851) erwähnte in seinen Reiseberichten («Gleanings in Europe: Switzerland», 1836) auch Liechtenstein und machte das Land damit wohl erstmals einem breiteren Publikum in den USA bekannt. Der liechtensteinische Komponist Josef Gabriel Rheinberger (1839–1901) beeinflusste als Lehrer am Konservatorium in München zahlreiche US-amerikanische Studenten, die ihrerseits später das US-Musikschaffen prägten. Der kulturelle Einfluss der USA nahm in Liechtenstein nach dem Zweiten Weltkrieg stark zu («Amerikanisierung» v.a. der Populärkultur). 1996 wurde in Triesen ein McDonald’s-Restaurant eröffnet. Liechtenstein hinterliess v.a. durch die Leistungen seiner Skirennläufer an der Olympiade in Lake Placid 1984 und die Ausstellung aus den Sammlungen des Fürsten von Liechtenstein in New York 1985–86 Spuren im Bewusstsein der amerikanischen Bevölkerung. 2005 lebten in den USA rund 150 liechtensteinische Staatsangehörige. Davon waren 79 bei den schweizerischen Konsulaten gemeldet.
Literatur
- Norbert Jansen, Pio Schurti: Nach Amerika! Geschichte der liechtensteinischen Auswanderung nach Amerika in zwei Bänden, Bd. 1: Norbert Jansen: Auswanderung im 19. und 20. Jahrhundert, Bd. 2: Biographische und persönliche Beiträge, hg. von Pio Schurti und Norbert Jansen, Vaduz/Zürich 1998.
Zitierweise
<<Autor>>, «Vereinigte Staaten von Amerika», Stand: 31.12.2011, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein online (eHLFL), URL: <<URL>>, abgerufen am 8.2.2025.