Villenviertel

Autorin: Cornelia Herrmann | Stand: 31.12.2011

Ab 1926 entstand in Vaduz, ab 1931 in Schaan jeweils ein Villenviertel. Treibende Kräfte bei Planung und Bau der neuen und modernen Wohnquartiere in sonniger und aussichtsreicher Hanglage waren die aus Deutschland stammenden Architekten Ernst Sommerlad und Erwin Hinderer. Das Vaduzer Villenviertel, die Ebenholz-Kolonie, wurde auf ehemaligem Allmendboden nördlich und nordöstlich oberhalb des alten Vaduzer Ortskerns auf 520–560 m ü.M. angelegt. Auf schachbrettartigem Raster setzte Sommerlad die Villen mit grossem Umschwung sukzessive in den Hang, zunächst entlang der Fürst-Johannes-Strasse, der Bannholzstrasse, dann der Sonnblickstrasse usw. Sommerlad offerierte schlüsselfertige Gebäude im Stil des Neuen Bauens mit strengen, rationalen Formen, oft einschliesslich der selbst entworfenen Einrichtung. Licht und Luft in grosszügigen, optimal belichteten Räumen und mehr Hygiene dank moderner sanitärer Einrichtungen wurden propagiert. In Schaan setzte sich Hinderer für die Erschliessung eines Villenviertels in den Gebieten Resch und Dux auf 560–580 m ü.M. ein. Die Gemeindevorstehung warb u.a. mit billigen Bodenpreisen und mit einer verkehrstechnisch günstigen Lage der Gemeinde um neue Bauherren. Vorausgegangen war das neue Steuer- und Gesellschaftsrecht, das vermögende ausländische Zuzüger besonders aus Deutschland mit Steuervorteilen ins Land lockte. Zu den Bauherren zählten neben den eingewanderten Ausländern Ärzte, Juristen und Geschäftsleute der kleinen wohlhabenden einheimischen Bevölkerungsschicht. An der Gestaltung der Villenviertel beteiligten sich später auch regionale Baufirmen, die kleinere Wohnhäuser im Stil des modernen Bauens, jedoch in moderater Form realisierten. Teilweise sind die Gebäude heute stark verändert oder aus dem Ortsbild verschwunden. In Vaduz beispielsweise war bis ins Jahr 2000 die Sonnblickstrasse die letzte Strasse des Villenviertels, die noch mit zwei Häuserzeilen den ursprünglichen Charakter bewahrt hatte.

Literatur

  • Cornelia Herrmann: Die Kunstdenkmäler des Fürstentums Liechtenstein, hg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Bd. 2: Das Oberland, Bern 2007 (= Die Kunstdenkmäler der Schweiz, Neue Ausgabe, Bd. 112), S. 222f., 279, 284, 286, 292, 302, 336, 377f.
  • Andreas Bellasi, Ursula Riederer: Alsleben, alias Sommerlad: Liechtenstein, die Schweiz und das Reich, Zürich 1997, S. 68–70, 73–83, 93f.
  • Ursula Riederer: Neues Bauen im Fürstentum Liechtenstein, in: Baudoc-Bulletin, 1994, H. 3 (Sonderbeilage), H. 5/6 (Sonderbeilage).

Medien

Villenkolonie Ebaholz, Vaduz (Liechtensteinisches Landesarchiv, Foto: Adolf Buck). Am linken unteren Bildrand ist das Rote Haus zu erkennen, ganz hinten am Waldrand das 1974 abgebrochene «Waldhotel».

Zitierweise

<<Autor>>, «Villenviertel», Stand: 31.12.2011, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein online (eHLFL), URL: <<URL>>, abgerufen am 12.2.2025.