
Vogelmolken
Autor: Claudius Gurt | Stand: 31.12.2011
Das Vogelmolken (Vogelmahl, Vogelrecht, Alpmolken, Alprecht) bezeichnet das Recht der Landesherrschaft zum Bezug eines Tagesertrags an Butter und Käse aus den früher als Lehen ausgegebenen, im Spätmittelalter durch Kauf an die Gemeinden gelangten Alpen. Das Verbreitungsgebiet dieses in Graubünden, in Liechtenstein, im St. Galler Oberland und im südlichen Vorarlberg nachgewiesenen Herrschaftsrechts weist auf ein ursprünglich churrätisches Recht hin, das der Landesherr von seinen Untertanen als Gegenleistung für den Schutz vor wilden Tieren einforderte. Für Liechtenstein stammt der früheste urkundliche Beleg für das hier allerdings nicht näher erläuterte «Alprecht» von 1378. Mit der Bedeutung «das vogelrecht von der alpp, das ist von allem vech das molcken ain ganntzen tag», erscheint der Begriff erstmals 1493. Quantitative Angaben über die von den einzelnen Alpen (darunter bis 1860 auch von solchen im Walgau) abzuliefernden Käse- und Schmalzabgaben verzeichnen das Brandisische Urbar (1509/17) und das Sulzisch-Hohenemsische Urbar (1617/19). Erst 1861 konnten die liechtensteinischen Alpbesitzer diese Feudallast gegen die Summe von total 2676 Gulden und 33 Kreuzern ablösen.
Quellen
- Liechtensteinisches Urkundenbuch, Teil I: Von den Anfängen bis zum Tod Bischof Hartmanns von Werdenberg-Sargans-Vaduz 1416, Bd. 4: Aus den Archiven des Fürstentums Liechtenstein, bearb. von Georg Malin, Vaduz 1963/1965 (LUB I/4), S. 313–315, 428–435.
- Liechtensteinisches Urkundenbuch, Teil II: Die Herrschaftszeit der Freiherren von Brandis, 1416–1510, bearb. von Claudius Gurt (LUB II digital).
Literatur
- Elmar Schallert: Jagdgeschichte von Nenzing, Feldkirch 1992, S. 93–134.
- Alexander Frick: Das Vogelmahl bezw. Vogelmolken, Vogelrecht, Alpmolken etc. etc. Eine rechtshistorische Studie, in: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein, Bd. 83 (1983), S. 43–70.
- Alois Ospelt: Wirtschaftsgeschichte des Fürstentums Liechtenstein im 19. Jahrhundert. Von den napoleonischen Kriegen bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges, in: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein, Bd. 72 (1972), S. 5–423, hier S. 197f.
- Ferdinand Elsener: Das Vogelmahl, eine churrätische Grundlast, in: Bündnerisches Monatsblatt 1947, Heft 12, S. 353–362.
Zitierweise
<<Autor>>, «Vogelmolken», Stand: 31.12.2011, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein online (eHLFL), URL: <<URL>>, abgerufen am 10.2.2025.