
Volkseinkommen
Autor: Wilfried Oehry | Stand: 31.12.2011
Das Volkseinkommen umfasst die Einkommen, die den inländischen Wirtschaftseinheiten (Arbeitnehmer, Selbständigerwerbende, Kapitalgesellschaften, Staat) während eines Jahres aus ihrer Produktionstätigkeit und ihrem Vermögen zufliessen. Das Volkseinkommen pro Einwohner ist ein Indikator für den wirtschaftlichen Wohlstand eines Landes, nicht aber für dessen wirtschaftliche Wohlfahrt.
Berechnungen des liechtensteinischen Volkseinkommens liegen für 1942, 1959–63, 1966–70 sowie die Jahre ab 1993 vor (1993–97 nicht publiziert). Anlass für die erste Berechnung war der Wunsch der Schweizer Behörden, den Anteil des Zollvertragspartners Liechtenstein an der Warenumsatzsteuer und den Zolleinnahmen anhand der Kaufkraftverhältnisse der beiden Länder festlegen zu können. Noch heute verwenden Liechtenstein und die Schweiz das Volkseinkommen, um die Erträge des gemeinsamen Mehrwertsteuerpools aufzuteilen. In den 1960er Jahren kam die Berechnung des Bruttosozialprodukts (BSP) hinzu, heute als Bruttonationaleinkommen (BNE) bezeichnet. Es umfasst wie das Volkseinkommen die Einkommen der inländischen Wirtschaftseinheiten aus Produktionstätigkeit und Vermögen, allerdings bewertet zu Marktpreisen und vor Abzug der Abschreibungen. In den 1980er und 90er Jahren führte das St. Galler Zentrum für Zukunftsforschung im Auftrag der liechtensteinischen Regierung Berechnungen des Bruttoinlandsprodukts (BIP) durch. Das BIP ist ein Mass für das Ergebnis der Produktionstätigkeit einer Volkswirtschaft. Es ergibt sich aus dem Produktionswert abzüglich Vorleistungen, bewertet analog dem BNE. Das BIP wird auch zur Messung des Wachstums einer Volkswirtschaft herangezogen.
Das Amt für Volkswirtschaft publizierte im Jahr 2000 die erste Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung Liechtensteins (für das Jahr 1998), welche die Berechnung der volkswirtschaftlichen Aggregate im Rahmen eines geschlossenen Kontensystems gemäss den Bestimmungen des Europäischen Systems Volkwirtschaftlicher Gesamtrechnungen (ESVG 95) vornimmt. Das Volkseinkommen wird dabei über die Entstehungsrechnung und die Verteilungsrechnung ermittelt. Das liechtensteinische Volkseinkommen belief sich im Jahr 2000 auf 0,9 % des schweizerischen Volkseinkommens, während es 1942 noch bei 0,2 % des schweizerischen Werts gelegen hatte. Dies ist ein Hinweis auf die dynamische Entwicklung der liechtensteinischen Volkswirtschaft seit den 1940er Jahren. Im Vergleich mit anderen Ländern fällt der grosse Anteil der Kapitalgesellschaften am liechtensteinischen Volkseinkommen auf. Die hohe Produktivität der liechtensteinischen Volkswirtschaft zeigt sich im BIP pro Erwerbstätigen. Es lag im Jahr 2000 40 % höher als in der Schweiz.
Quellen
- Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung Liechtensteins, Hg. Amt für Volkswirtschaft, 2000–.
Literatur
- Christoph Maria Merki: Wirtschaftswunder Liechtenstein. Die rasche Modernisierung einer kleinen Volkswirtschaft im 20. Jahrhundert, Zürich/Triesen 2007, S. 43–49.
- Wilfried Oehry: Der Aufbau einer Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung im Kleinstaat Liechtenstein, Mauren 2000.
Medien
Zitierweise
<<Autor>>, «Volkseinkommen», Stand: 31.12.2011, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein online (eHLFL), URL: <<URL>>, abgerufen am 16.2.2025.