
Vonderach, Johannes
Autor: Franz Xaver Bischof | Stand: 31.12.2011
Bischof. *6.5.1916 Unterschächen (UR), †10.2.1994 Altdorf (UR).
1936–40 Studium der Theologie in Mailand und Chur, 1940 Priesterweihe, 1940–44 Promotionsstudium in Freiburg i.Üe., 1944 Dr. theol., anschliessend Studium der Geschichte und Jurisprudenz in Bern.
1946–58 bischöflicher Kanzler, ab 1952 gleichzeitig Generalvikar in Chur, 1952 Kustos, ab 1955 Dekan des Churer Domkapitels. 1957 Ernennung zum Weihbischof und mit Zustimmung des Domkapitels zum Koadjutor mit Nachfolgerecht von Bischof Christian Caminada durch Papst Pius XII., 1962–90 Bischof von Chur, 1967–70 Präsident der Schweizer Bischofskonferenz. 1967, 1969 und 1974 vertrat er die Schweizer Bischöfe bei den Bischofssynoden in Rom.
Vonderach nahm als einer der jüngsten Bischöfe am Zweiten Vatikanischen Konzil (1962–65) teil, dessen Umsetzung auf diözesaner Ebene ihm ein grosses Anliegen war und worin er von vielen fähigen Mitarbeitern unterstützt wurde. 1966 hielt er einen liechtensteinischen Konzilstag (16.10.) ab und im gleichen Jahr gab er den ersten Anstoss zur «Synode 72», die 1972–75 im Bistum Chur gleichzeitig mit den übrigen Bistümern der Schweiz durchgeführt wurde und mit der Genehmigung der Synodenbeschlüsse durch den Bischof endete. 1963 weihte Vonderach die neue Pfarrkirche von Schellenberg, 1967 segnete er die Ehe des Erbprinzen Hans-Adam von Liechtenstein mit Marie Gräfin Kinsky ein. In seine Amtszeit fielen die staatliche Anerkennung der katholischen Kirche im Kanton Zürich (1963), in Liechtenstein die Einführung der Zivilehe und die Übernahme der Führung der Zivilstandsregister durch den Staat (1974), die Errichtung (1968) und staatliche Anerkennung (1976) der Theologischen Hochschule Chur durch den Kanton Graubünden, die Angliederung des «Dritten Bildungswegs» für kirchliche Berufe (1975, 1993 nach Luzern verlegt) sowie die Papstbesuche in der Schweiz (1984) und in Liechtenstein (8.9.1985). 1983 fand eine liechtensteinische Landeswallfahrt nach Rom und 1985 eine landesweite Volksmission statt. 1970 errichtete Vonderach neben dem Generalvikariat Zürich zwei weitere Generalvikariate, eines für Graubünden, Glarus und Liechtenstein sowie eines für die Innerschweiz. Im Zug der Neugliederung der Diözese wurde das Bischöfliche Landesvikariat Liechtenstein auf den 1.1.1971 als Dekanat organisiert und durch den Einbezug von Laien, die Gründung von Arbeitsstellen für Erwachsenenbildung, kirchliche Jugendarbeit und durch staatliche Unterstützung entsprechend den neuen Erfordernissen der Seelsorge ausgebaut. Nach der Synode 72 zeigte Vonderach eine merkliche Zurückhaltung gegenüber Neuerungen der nachkonziliaren Entwicklung. Seine letzten Amtsjahre überschattete der Konflikt um die von ihm betriebene Ernennung des erklärt konservativen Kanzlers (seit 1978) Wolfgang Haas zum Weihbischof und Koadjutor mit dem Recht der Nachfolge, dessen päpstliche Ernennung am 25.3.1988 ohne Konsultation des Domkapitels erfolgte.
Literatur
- Erwin Gatz (Hg.): Die Bischöfe der deutschsprachigen Länder. Ein biographisches Lexikon, Bd. 2: 1945–2001, Berlin 2002, S. 124–125.
- Klaus Biedermann: Das Dekanat Liechtenstein 1970 bis 1997. Eine Chronik des kirchlichen Lebens, Vaduz 2000.
- Engelbert Bucher: Kirchliches Leben in Liechtenstein 1938–1978, Triesenberg 1978.
- Karl Schuler et al.: Ein Bischof und sein Dienst. Bischof Johannes Vonderach von Chur zum 60. Geburtstag, Zürich 1976.
Zitierweise
<<Autor>>, «Vonderach, Johannes», Stand: 31.12.2011, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein online (eHLFL), URL: <<URL>>, abgerufen am 17.2.2025.
Normdaten
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