
Wachter, Walter
Autorin: Barbara Schneider | Stand: 10.11.2022
Fotograf und Filmemacher. *2.4.1925 Schaan, † 11.8.2020 Schaan, von Schaan, wohnhaft in Schaan, 1947–1958 in Venezuela. Sohn des Malerunternehmers und Landtagsabgeordneten Stephan Wachter und der Maria, geb. Stohr, fünf Geschwister, darunter der Landtagsabgeordnete Stefan. ⚭ 3.3.1951 in Venezuela Martha Wenaweser aus Schaan (*14.8.1927, † 15.01.2011), eine Tochter und ein Sohn.
Wachter wuchs in Schaan auf. Nach dem Abschluss der Realschule Vaduz begann er eine Lehre als Elektriker, die er jedoch abbrach, um sich der Fotografie, seiner Leidenschaft, zu widmen. Den Umgang mit der Fotokamera und das Handwerk der Fotografie brachte er sich autodidaktisch bei, wobei er vom Kontakt zu einem (Berufs-)Fotografen im Fotoclub Schaan profitierte. Noch in jugendlichem Alter nahm Wachter ab 1943 als Waffen-SS-Freiwilliger am Zweiten Weltkrieg teil.
1947 wanderte Wachter nach Venezuela aus, wo er zunächst ein Fotolabor führte. 1949 fand er bei der Mineralölfirma Shell in Maracaibo eine Anstellung als Industriefotograf. Später machte er sich zusammen mit einem ortskundigen Freund selbstständig, fotografierte für verschiedene Firmen und lichtete Land und Leute ab. Als es nach dem Sturz von Diktator Marco Perez Jimenez im Januar 1958 zu Unruhen kam, kehrte die Familie Wachter von Caracas nach Liechtenstein zurück.
In der alten Heimat absolvierte Wachter die Meisterprüfung im Bereich Fotografie und gründete das «Atelier Wachter» in Schaan. Er war für verschiedene Firmen in Liechtenstein und in der Schweiz als Fotograf tätig, u.a. für die Hilti AG, die Presta AG und die Balzers AG. Neben den Aufträgen für die Industrie interessierte sich Wachter ebenso für Natur- und Kulturprojekte und fotografierte im Auftrag der fürstlichen Familie Familienmitglieder und Gemälde. 1967 filmte er die Hochzeit von Erbprinz Hans-Adam von Liechtenstein und Erbprinzessin Marie.
1958 und 1960 veröffentlichte er seine Bildbände «Fürstentum Liechtenstein einmal anders» sowie «Land der Gegensätze Venezuela». Zahlreiche weitere Buchprojekte begleitete er fotografisch, u.a. die Ausstellungskataloge «Ferdinand Nigg» (Vaduz, 1965) und «Peter Paul Rubens: The Decius Mus Cycle» (The Metropolitan Museum of Art, New York, 1985) sowie Georg Malins «Kunstführer Fürstentum Liechtenstein» (Bern, 1968) oder Adulf Peter Goops «Brauchtum in Liechtenstein» (Vaduz, 1986).
Wachter interessierte sich auch für das bewegte Bild. Bereits bei Shell in Venezuela sammelte er erste Erfahrungen hinter der Filmkamera. Später in Liechtenstein verwirklichte er u.a. kurze Reportagen für das Schweizer Fernsehen. Im Auftrag der Schweizer Gesellschaft für Volkskunde (SGV), für welche er bereits fotografierte, drehte Wachter von 1963 bis 1972 mehrere Stummfilme über traditionelles Handwerk in der Schweiz und in Liechtenstein, zum Beispiel «Eine bäuerliche Handseilerei» (Gams/SG, 1963) oder «Der Rechenmacher» (Planken, 1970). Die Filme entstanden meist in Zusammenarbeit mit dem Schweizer Volkskundler Paul Hugger (1930–2016), vereinzelt mit Felix Marxer. Bei einigen dieser Filme assistierte ihm der junge Westschweizer Yves Yersin (1942–2018), der später eine der Leitfiguren des neuen Schweizer Films werden sollte. Zusammen mit Yersin realisierte Wachter 1965 einen Dokumentarfilm über Liechtenstein. Zwischen 1968 und 1981 schuf Wachter im Auftrag des Jugend- und Kulturbeirats der liechtensteinischen Regierung rund zehn Beiträge zur Filmreihe «Aussterbendes Handwerk». Auch danach entstanden weitere Filme über traditionelles und bäuerliches Arbeiten in Liechtenstein, wie u.a. «Bergheuen» oder «D’Arbat im Härdöpfelachr» (beide 1984).
Ende der 1980er Jahre wandte sich Wachter wieder ausschliesslich der Fotografie zu. Er arbeitete noch bis gegen sein 80. Lebensjahr, wobei er u.a. Bilder von Mitgliedern der in Liechtenstein ansässigen «Vereinigung der mund- und fussmalenden Künstler» fotografierte.
In seinem Schaffen konzentrierte sich Wachter auf das klassische, analoge Handwerk der Silberhalogenid-Fotografie. Sein bereits in Venezuela entwickelter fotografischer Stil zog sich durch sein jahrzehntelanges Werk, welches die fotografische Überlieferung in Liechtenstein zwischen den späten 1950er und den 1990er Jahren wesentlich mitprägte. 1973 widmete ihm die Galerie Theater am Kirchplatz in Schaan eine Einzelausstellung und 1986 war er an der Gruppenausstellung «Unsere Bergwelt» im Gemeindezentrum Triesenberg beteiligt. Für seine Verdienste wurde Wachter von Fürst Franz Josef II. mit dem Komturorden ausgezeichnet.
Werkauswahl
Bücher
- Walter Wachter: Land der Gegensätze Venezuela, mit einer Einleitung von Kurt Pahlen, Zürich 1960.
- Walter Wachter: Fürstentum Liechtenstein einmal anders, mit Beiträgen von Walter Oehry, Edwin Nutt und Rudolf Wenaweser, Vaduz 1958.
Filme
- Beiträge zur Filmreihe «Aussterbendes Handwerk», Jugend- und Kulturbeirat der Fürstlichen Regierung, 1968–1981.
- Beiträge zur Filmreihe «Altes und sterbendes Handwerk», Schweizerische Gesellschaft für Volkskunde (SGV), 1963–1972. Darunter: Von Hufeisen und Hufbeschlag, Sevelen (SG), Realisation, Kamera: Walter Wachter, Yves Yersin, Wissenschaftliche Begleitung: Paul Hugger (schwarz-weiss, stumm, 13 Minuten), 1966.
- Liechtenstein, Produktion: Walter Wachter, Regie: Hans Liechti, Alfons Sinniger, Musik: Andreas Vollenweider (Videokassette, Farbe, 60 Minuten), Schaan 1976.
- Liechtenstein. Dokumentarfilm von Walter Wachter und Yves Yersin, Text: Felix Marxer (schwarz-weiss, 20 Minuten), Schaan 1965.
Quellen
- Interview mit Walter Wachter, Schaan, 17.6.2011, Film von Thomas Schärer, im Auftrag der Schweizerischen Gesellschaft für Volkskunde (SGV) (183 Minuten), 2011.
Literatur
- Günther Meier: Welt mit dem Blick durch die Kamera erfasst; Sven Beham über Walter Wachter: «(…) Als ob ihm dieses Talent in die Wiege gelegt worden wäre», in: Liechtensteiner Volksblatt, 6.5.2022, S. 18.
- Becker, Damian: Der Fotograf und Venezuelas Bohrtürme. Der Schaaner Walter Wachter galt als Altmeister der Fotografie. Seine Tochter Manuela Possner-Walter gibt Einblick in sein Leben, in: Liechtensteiner Vaterland, 15.11.2021, S. 8.
- Pierrine Saini, Thomas Schärer: Das Wissen der Hände. Die Filme der Schweizerischen Gesellschaft für Volkskunde 1960–1990, Basel, Münster 2019 (= Schweizer Beiträge zur Kulturwissenschaft, Bd. 8), S. 205–219, passim.
- Liechtensteiner Almanach 1989, Thema: Landschaft in Literatur und Kunst, hg. von Robert Altmann sen., Martin Frommelt, Evi Kliemand und Hubert Ospelt, Vaduz 1989, S. 160, 182f., 252f.
Externe Links
- Eintrag zu Walter Wachter auf fotoCH. Fotografie in der Schweiz und im Fürstentum Liechtenstein.
Normdaten
GND: 174285752
Zitierweise
<<Autor>>, «Wachter, Walter», Stand: 10.11.2022, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein online (eHLFL), URL: <<URL>>, abgerufen am 7.2.2025.