Waldburger, Edith

Autor: Mario F. Broggi | Stand: 17.4.2023

Botanikerin *3.4.1929 Sennwald (SG), † 5.6.2011 Buchs (SG), von Grabs (SG), ab 1952 von Bühler (AR). Tochter des Wirteehepaars Jakob Gantenbein und Babette Lydia, geb. Schwendener. ⚭3.5.1952 Ernst Waldburger, zwei Kinder, wohnhaft in Zürich, ab 1960 in Buchs.

Schon als Kind erhielt die in Sennwald aufgewachsene Waldburger durch ihren Grossvater, der Apotheker war, einen starken Bezug zur Welt der Pflanzen und Heilkräuter. Nach dem Besuch der Sekundarschule in Frümsen (SG) und der Handelsschule in Neuenburg (NE) sowie einem Englandjahr arbeitete sie im elterlichen Restaurationsbetrieb im Bad Forstegg (Sennwald).

Im Europäischen Naturschutzjahr 1970 stiess die an Botanik interessierte Waldburger zu Gleichgesinnten. Sie war 1970 Mitgründerin und von 1971 bis 1995 Vizepräsidentin der Botanisch-Zoologischen Gesellschaft Liechtenstein-Sarganserland-Werdenberg (BZG). Schon in den 1960er Jahren hatte sie Heinrich Seitter kennengelernt, den sie ab 1971 auf zahlreichen Exkursionen begleitete. Auch unterstützte sie Seitter botanisch und redaktionell bei der Abfassung seiner 1977 veröffentlichten «Flora des Fürstentums Liechtenstein».

Nach diesen «Lehrjahren» führte die Autodidaktin ab 1977 die botanische Nachweisdatenbank Liechtensteins und leitete ab 1979 selbst botanische Exkursionen. 1981 bis 1983 erstellte sie im Regierungsauftrag ein vollständiges Herbar der knapp 1600 Gefässpflanzenarten Liechtensteins, wobei sich in intensiver Feldarbeit vierzig Arten-Neufunde ergaben. Waldburgers Herbarblätter, denen 1983 eine Ausstellung im Liechtensteinischen Landesmuseum gewidmet war und von denen bis heute Beispiele in der Dauerausstellung zu sehen sind, bilden eine Fundgrube für die Wissenschaft.

Auf diesen Grundlagen wurde 1984 unter Mitarbeit Waldburgers erstmals eine Rote Liste der gefährdeten und seltenen Gefässpflanzenarten Liechtensteins erstellt (revidiert 2006). Waldburger wirkte auch an der Erstellung des liechtensteinischen Magerwieseninventars (1990), des Liechtensteiner Biotopinventars (1992) und des Vorarlberger Biotopinventars (1984–1989) mit. Sie dokumentierte während dreissig Jahren in rund dreissig wissenschaftlichen Beiträgen in den BZG-Berichten die Fortschritte der botanischen Erforschung der Region. 2003 erschien ein von ihr als Hauptautorin verantworteter populärwissenschaftlicher Bildband mit fotografischer Darstellung aller in Liechtenstein vorkommenden Gefässpflanzen.

1988 wurde Waldburger mit dem Binding-Preis für Natur- und Umweltschutz ausgezeichnet, 2009 erhielt sie die BZG-Ehrenmitgliedschaft. In den Fussstapfen ihres Mentors Heinrich Seitter leistete Waldburger einen herausragenden Beitrag zur botanischen Erforschung des Alpenrheintals.

Werkauswahl

  • Mario F. Broggi, Edith Waldburger, Rudolf Staub: Rote Liste der gefährdeten und seltenen Gefässpflanzen des Fürstentums Liechtenstein, Vaduz 2006 (= Naturkundliche Forschung im Fürstentum Liechtenstein, Bd. 24).
  • Edith Waldburger, Vojislav Pavlovic, Konrad Lauber: Flora des Fürstentums Liechtenstein in Bildern, hg. von der Botanisch-Zoologischen Gesellschaft Liechtenstein-Sargans-Werdenberg und der Regierung des Fürstentums Liechtenstein, Bern 2003.
  • Mario F. Broggi, Edith Waldburger: Rote Liste der gefährdeten und seltenen Gefässpflanzenarten des Fürstentums Liechtenstein, Vaduz 1984 (= Naturkundliche Forschung im Fürstentum Liechtenstein, Bd. 1).
  • Edith Waldburger: Herbarium Principatus Liechtensteinensis, 1983, Naturkundliche Sammlung des Fürstentums Liechtenstein.
  • Berichte der Botanisch-Zoologischen Gesellschaft Liechtenstein-Sargans-Werdenberg, Bd. 11 (1982) – Bd. 36 (2011).

Literatur

  • Mario F. Broggi: Edith Waldburger-Gantenbein (1929–2011) – ein Dank an eine herausragende regionale Botanikerin, in: Berichte der Botanisch-Zoologischen Gesellschaft Liechtenstein-Sargans-Werdenberg, Bd. 36 (2011), S. 205–210 (mit Werkverzeichnis).

Normdaten

GND: 12858680X

Zitierweise

<<Autor>>, «Waldburger, Edith», Stand: 17.4.2023, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein online (eHLFL), URL: <<URL>>, abgerufen am 16.2.2025.

Medien

Edith Waldburger und Heinrich Seitter auf botanischer Exkursion, 1970er Jahre (Foto: Privatarchiv Edith Denoth-Waldburger, Engelburg).
Edith Waldburger im Juni 1989 beim Botanisieren im Naturschutzgebiet Schwabbrünnen-Äscher (Foto: Josef Biedermann).
Der Breitblättrige Rohrkolben (Typha latifolia) in Edith Waldburgers «Herbarium Principatus Liechtensteiniensis», Herbarblatt vom 23. September 1980 (Amt für Kultur, Naturkundliche Sammlung).