Weltausstellungen

Autor: Stefan Bartholet | Stand: 25.3.2025

Weltausstellungen sind internationale Ausstellungen, welche seit 1851 an wechselnden Standorten stattfinden. Sie dienten zunächst vor allem dazu, neue Industrieprodukte und Konsumgüter vorzustellen, entwickelten sich aber zunehmend zu Leistungsschauen der teilnehmenden Länder. In den vergangenen Jahrzehnten spielten auch kulturelle und gesellschaftliche Themen eine zentrale Rolle. Die grössten Ausstellungen – die auch als «World Expos» bzw. «Expositions Universelles» bezeichnet werden – finden seit dem Jahr 2000 grundsätzlich alle fünf Jahre statt. Davor wurden sie in unregelmässigen Abständen durchgeführt.

Bis in die 1930er-Jahre gab es wohl keine politischen Bestrebungen bezüglich einer Teilnahme Liechtensteins an einer Weltausstellung. Bei der Weltausstellung 1873 in Wien amtete Fürst Johann II. jedoch als Vizepräsident der kaiserlichen Weltausstellungskommission. Im Hinblick auf die Weltausstellungen von 1937 in Paris und von 1939 in New York nahm die Regierung Abklärungen für eine Beteiligung Liechtensteins vor, obschon sie zumindest zunächst keine Einladungen erhalten hatte. Bezüglich 1937 erübrigten sich allerdings weitere Diskussionen, da keine Bodenflächen mehr zur Verfügung standen. Eine Teilnahme an der Weltausstellung 1939 lehnte die Regierung aus Kostengründen ab.

Nach 1939 kam es erst mit der «Expo 1958» in Brüssel wieder zu einer grossen Weltausstellung. Nach dem Erhalt einer offiziellen Einladung holte die liechtensteinische Regierung Stellungnahmen bei Wirtschaftsverbänden ein und sprach sich anschliessend für eine erstmalige Teilnahme aus. Begründet wurde dieser Entscheid unter anderem damit, dass die Beteiligung eine Möglichkeit sei, die Eigenstaatlichkeit zu betonen. Auch der Landtag stimmte zu und genehmigte entsprechende Kredite. Liechtenstein errichtete einen eigenen, von Hans Rheinberger geplanten Pavillon, in welchem anhand von Texten, Bildern und Gegenständen beispielsweise die Geschichte, das kulturelle Leben und die Wirtschaft (insbesondere Industrie) des Landes dargestellt wurden.

Bis sich Liechtenstein ein weiteres Mal an einer Weltausstellung beteiligte, dauerte es 42 Jahre. Der Verzicht ist vor allem mit den hohen finanziellen Belastungen zu erklären, wobei oft auch das Interesse der Wirtschaftsverbände gering war. Die Teilnahme an der Weltausstellung in Hannover im Jahr 2000 wäre ebenfalls beinahe aus finanziellen Gründen gescheitert. Als sich allerdings abzeichnete, dass Liechtenstein als offenbar einziges europäisches Land fehlen würde, überdachte die Regierung ihren negativen Entscheid und sprach sich – wie dann auch der Landtag – für eine Beteiligung aus. In Hannover präsentierte sich Liechtenstein mit einem in einer Ausstellungshalle errichteten, beleuchteten Kubus, in welchem insbesondere verschiedene Filmbeiträge (z.B. zur liechtensteinischen Kultur, Landschaft und Wirtschaft) gezeigt wurden.

Nachdem Liechtenstein an der Weltausstellung 2005 in der japanischen Präfektur Aichi nicht vertreten war, wollte die Regierung auch auf die «Expo 2010» in Shanghai verzichten. Als jedoch verschiedene Wirtschaftsverbände eine Teilnahme befürworteten, nahm die Regierung genauere Abklärungen vor. In der Folge entschieden sich die Regierung sowie der Landtag für eine Beteiligung, wobei sich Liechtenstein wiederum vor allem anhand von Filmbeiträgen in einem von verschiedenen Ländern genutzten Pavillon zeigte. Wie schon 1958 und 2000 partizipierte neben der öffentlichen Hand auch die Privatwirtschaft an den Kosten. Zu weiteren Teilnahmen Liechtensteins an Weltausstellungen kam es vor allem aus Kosten-Nutzen-Abwägungen und mangelndem Interesse nicht.

Obschon sich Liechtenstein bisher nur an drei Weltausstellungen beteiligte, dienten diese Teilnahmen als wichtiges Mittel der Aussenpolitik. So konnte sich Liechtenstein als eigenständiger Staat einem internationalen Publikum präsentieren.

Quellen

Literatur

Externe Links

Medien

Der liechtensteinische Pavillon an der Weltausstellung 1958 in Brüssel mit dem Atomium im Hintergrund (Liechtensteinisches Landesarchiv, Vaduz, B 342/004/001).
Der liechtensteinische Pavillon an der Weltausstellung 1958 in Brüssel mit dem Atomium im Hintergrund (Liechtensteinisches Landesarchiv, Vaduz, B 342/004/001).
Fürst Franz Josef II. und Fürstin Gina zusammen mit Prinz Albert von Lüttich (dem späteren König Albert II.) beim Abschreiten der Ehrenkompanie anlässlich ihres offiziellen Besuchs der Weltausstellung 1958 in Brüssel (Liechtensteinisches Landesarchiv, Vaduz, BS 003/009, Foto: Sado/Brüssel).
Fürst Franz Josef II. und Fürstin Gina zusammen mit Prinz Albert von Lüttich (dem späteren König Albert II.) beim Abschreiten der Ehrenkompanie anlässlich ihres offiziellen Besuchs der Weltausstellung 1958 in Brüssel (Liechtensteinisches Landesarchiv, Vaduz, BS 003/009, Foto: Sado/Brüssel).

Zitierweise

<<Autor>>, «Weltausstellungen», Stand: 25.3.2025, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein online (eHLFL), URL: <<URL>>, abgerufen am 19.4.2025.