
Wohntürme (Turmhäuser)
Autorin: Cornelia Herrmann | Stand: 31.12.2011
Wohntürme sind in der Regel in Stein errichtete Wohngebäude, deren Grundfläche im Verhältnis zur Höhe gering ist. Die vertikale Nutzung umfasst je einen Raum pro Geschoss, typischerweise von unten nach oben Keller, Küche, Stube, Kammer.
Zu den in Liechtenstein erhaltenen Beispielen gehört ein Wohnhaus in Balzers (Mäls) bei der Kapelle St. Peter, das um 1300 über einer Grundrissfläche von rund 6 × 8 m erbaut wurde und ursprünglich über je einen Raum auf den beiden Wohngeschossen verfügte. Es könnte Sitz von Ministerialen des Klosters Churwalden oder der Herren von Frauenberg gewesen sein, doch fehlen archivalische Beweise. In der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts wurde das alte Pfarrhaus in Eschen mit viereinhalb Geschossen erbaut (→ Pfrundbauten Eschen). Am Standort des Schädlerhauses in Vaduz befand sich bis um 1872 der sogenannte Tschaggaturm, dessen Erbauung als mindestens zweigeschossiges Turmhaus mit je einem Raum pro Stockwerk in mittelalterlicher Zeit angenommen wird. Zur Diskussion steht dessen Nutzung als Teil eines herrschaftlichen Gutshofs, als Absteigequartier der Landesherren bei ihren Besuchen der Kapelle St. Florin oder als Wohnung der Hofkapläne. Ein Turmhaus aus dem 12.–14. Jahrhundert mit trapezförmigem Grundriss auf rund 6 × 8 m bildete den Kernbau des Gebäudekomplexes Verweserhaus/Landesmuseum in Vaduz.
Auch im Schloss Vaduz bestätigen Befunde einen 1287 im Bereich des heutigen Nordtrakts erbauten Wohnturm. In der Flur Salums in Gamprin wurde bei Aushubarbeiten auf Fels die Mörtelzeichnung eines Fundamentvierecks von 6 × 6 m sichtbar, gedeutet als Grundrissviereck eines Turmhauses des 12./13. Jahrhunderts. Weitere Befunde eines Wohnturms aus dem 14.–16. Jahrhundert stammen aus dem 2001 durch einen Brand zerstörten Quartier Höfle in Balzers. Mauerwerk eines Turmhauses von 1560 wurde in den Landweibelhäusern an der Landstrasse in Schaan nachgewiesen. Als Wohnturm jüngerer Zeit ist ein viergeschossiger Turm anzusprechen, der seit 1904 Wohnhaus und Torkel des Roten Hauses in Vaduz verbindet.
Literatur
- Cornelia Herrmann: Die Kunstdenkmäler des Fürstentums Liechtenstein, 2 Bände, hg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Bern 22007.
Zitierweise
<<Autor>>, «Wohntürme (Turmhäuser)», Stand: 31.12.2011, in: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein online (eHLFL), URL: <<URL>>, abgerufen am 9.2.2025.